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Die Weltreise
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Den vorigen Teil gibts unter Der
erste Anlauf.
Mit der Repubblica di Genova von Hamburg nach Buenos Aires
Unser Schiff, die Grande Brasile, sollte am 18.2.02 in Hamburg auslaufen. Daraus wurde jedoch nichts. Laut Anruf der Agentur hatte die Grande Brazile eine ungewöhnlich lange Liegezeit in Buenos Aires. Grund war, wie wir später erfuhren, die Kollission mit einem Frachter auf dem Rio de la Plata. Als Abfahrtsalternative nannte uns die Agentur ein Schiff am 11.2. oder 28.2.02. Wir entschieden uns für den letzteren Termin. Dieser Termin verzögerte sich aber nochmals, da das Schiff direkt aus dem Trockendock kam. Am 28.2. waren wir in Hamburg und am 1.3. haben wir von der Hafenmeisterei und der Agentur übereinstimmend die Information erhalten, dass wir am 2.3. um 11 Uhr an Bord könnten. Nachts legten wir ab. Es ging über Antwerpen und Le Havre nach Bilbao, dort hatten wir den ersten kurzen Landgang. Danach dann 5 Tage auf See. Diese war zum Glück ruhig, so dass sogar Sylvia das Essen bei sich behalten konnte. Am Morgen Frühstück, mittags und abends jeweils 3 Gänge, für mich sogar fleischfrei. Da wir die einzigen Passagiere waren, konnten wir mit den Offizieren essen.
Doch es tat sich was, so wurde in Dakar der Zylinder ausgetauscht, während wir 4 Stunden Landgang hatten. Der Pool wurde hergerichtet und der Fitnessraum fit gemacht. Sogar das Trimmrad wurde frisch lackiert. Nur leider bewegte sich das Schwungrad danach nicht mehr, da die Schleifbeläge zum Einstellen des Widerstandes mit lackiert waren und deshalb an der Schwungscheibe klebten. Außerdem gab es eine neue Tischtennisplatte und der kleine Ausflug in Dakar war auch ganz nett. Einen Tag später erreichten wir Banjul, die Hauptstadt von The Gambia. Auch hier 4 Stunden Landgang, wobei sich die Stadt nach Taftan (in Pakistan) als die dreckigste Stadt rausstellte, die wir je gesehen haben. Danach die Atlantiküberquerung, 5 Tage auf See. Wir genossen den Pool. Das jedoch Beste auf dem Schiff war die Besatzung. Sie besteht vorwiegend aus Italienern, die fast alle englisch sprechen und einfach nur nett sind. Bald hatten wir uns mit einigen angefreundet und saßen oft zusammen. Fast täglich waren wir auf der Brücke und können jetzt das Schiff steuern (falls Grimaldi noch eines verlieren möchte!!!). Einmal war ich im Maschinenraum. Der ist einfach nur riesig und heiß. Dort ist alles etwas überdimensioniert, die Kolben haben Tischdurchmesser, die Arbeit dort ist recht heftig.
So waren wir zwar froh, als wir am 2.4.02 Buenos Aires erreichten, aber auch etwas traurig, uns von einigen Leuten an Bord verabschieden zu müssen. Nach einem Monat an Bord bleibt ein guter Eindruck von der Repubblica di Genova zurück. Nicht weil das 1988 gebaute, 216 Meter lange, 42.500 BRT-Schiff so klasse wäre. Es ist geflegt, zumindest äußerlich. Technisch ist es jedoch alt und wie überall wird gespart (Ersatzzylinder gibt es nur Überholte, keine Neuen), die Ausstattung für die Passagiere ist eh spartanisch und nach der übereilten Inbetriebnahme aus dem Trockendock war sehr viel defekt. Die Mannschaft und der Kapitän haben diese Mängel jedoch mehr als wett gemacht und nichts ausgelassen, uns die Überfahrt so angenehm wie möglich zu machen. Überraschend war übrigens der
argentinische Zoll. Bei den Formalitäten hat uns der Agent der Grimaldi
Group geholfen (wir brauchten das Carnet de Passages!) und die Autodurchsuchung
beim Zoll fand gar nicht statt, statt dessen netter small talk und gute
Reisewünsche.
Buenos Aires I
Halbinsel Valdéz (April 2002) Von Buenos Aires aus sind wir Richtung Süden weiter gefahren, entlang dem wohl längsten Weidezaun der Welt, der uns seit unserem Aufbruch begleitet. Pferde und natürlich die argentinischen Rinder weiden hier. Alle paar Kilometer eine Estancia (Farm) und das scheinbar endlos. In Mar de Plata, einer größeren Stadt mit einem malerischen Fischerhafen, der gleichzeitig alten Seelöwen als Zuhause dient, haben wir einen Tag halt gemacht. Dann ging es weiter, immer am Zaun entlang. Ab dem Rio Colorado wurden die Landschaft trockener, die Rinder weniger und der Abstand zwischen den Estancias größer. Nur noch wenige kleine Städte mit großem Abstand dazwischen und ewiger Gegenwind, der unser Tempo bremste, ließen die Fahrt endlos erscheinen. Jetzt sind wir auf der Halbinsel "Peninsula Valdéz", ca. 1.700 km südwestlich von Buenos Aires. Hier ist ein großes Naturschutzgebiet, mit Seeelefanten und -löwen, verschiedenen Vogelarten, Pinguinen, Guanacos, Gürteltieren und etlichen mehr. Wale, Delfine und Orkas kann man hier noch sehen, falls man Glück hat. Bei der Ankunft auf dem Campingplatz des 300-Einwohner-Ortes Porto Pyramides haben wir überraschend Armin, einen Bekannten aus Deutschland getroffen, der seit einem Jahr in Südamerika reist.
Eineinhalb Stunden vor Einbruch der Dunkelheit haben wir uns auf den Rückweg nach Pto. Pyramides gemacht. 80 km Piste waren noch zu fahren. Nach 30 km sackte unser Wagen plötzlich hinten links ab und bremste. Zuerst dachten wir an einen Platten. Der Reifen war aber leider in Ordnung, das ganze Hinterrad stand gekippt und am Radkasten schleifend da. Die Ursache war schnell gefunden. Die Achsschwinge war gebrochen. Es stellte sich später heraus, dass (vermutlich schon jahrelang) ein Haarriss im Material war. Weiterfahren war so unmöglich, eine provisorische Lösung zur langsamen Weiterfahrt auch kaum zu finden. Zum Glück kamen gleich zwei Autos (wir hatten den ganzen Tag insgesamt keine 10 Autos gesehen). Als dann noch ein Sturm mit Hagel und Regen aufzog, ist Sylvia mit einem der Wagen mitgefahren, zurück nach Pto. Pyramides, um dort Hilfe zu finden. 2 Stunden später war sie mit einem Pick Up mit Autotrailer zurück und wir haben unsere Ente erst mal aus der Einöde rausgeholt. Am nächsten Tag haben wir uns die
ausgebaute Schwinge auf die Schulter gelegt und sind durch den 300-Seelen-Ort
gelaufen, bis uns jemand angesprochen und zum Dorfschmied geschickt hat.
Mit einiger Mühe haben wir dort die Schwinge gerichtet und geschweißt,
in der Hoffnung, dass Spur und Radsturz danach noch stimmen.
Valdéz - Perrito Moreno - Bariloche - Mendoza (April / Mai 2002) Wieder fahrtauglich sind wir über Pto. Madryn nach Comodoro Rivadavia weitergefahren. Dort waren wir drei Tage zu Gast bei einer Familie, die 1907 von Deutschland nach Argentinien ausgewandert war. Unser nächstes Ziel war der Versteinerte Wald (Bosque Petrificado). Auch wenn viele der versteinerten Baumstämme in argentinischen Vorgärten gelandet sind, ist der Ort doch sehenswert.
Chile (April / Mai 2002) Zusammen mit Armin fuhren wir über die Anden nach Chile. Erste Station war Viña del Mar bei Valparaiso. Einige Tage haben wir dort direkt am Meer "wild" gecampt, Pelikane und Militärparaden beobachtet. Die chilenischen Soldaten und Polizisten sind die Härte, der Schneider der Uniformen war garantiert ein Deutscher, 55 Jahre zurück liegender Militärtradition verbunden.
Eine weitere beeindruckende Station lag bei Calama, der größten Mine der Welt. Kupfer wird dort abgebaut, das größte Loch des offenen Tagebaus ist 850 Meter tief. Chile war sehr schön. Die Menschen
sind etwas zurückhaltender als in Argentinien, aber doch sehr freundlich.
Mal wieder sind wir bei fast jedem Halt unterwegs auf unsere Ente angesprochen
worden, die in Chile als Citronetta bekannt ist. Die Landschaft ist gigantisch
und sehr abwechslungsreich und die Sehenswürdigkeiten liegen hier
näher zusammen als in Argentinien, wodurch unsere Etappen etwas kürzer
wurden. Trotzdem freuen wir uns auf Bolivien.
Bolivien I
Eigentlich wollten wir ja noch La Paz erreichen, aber die Dunkelheit war wieder früher als gedacht. So haben wir unser Entenbett an einer Tankstelle aufgeschlagen und bis zum nächsten Morgen durchgeschlafen. Die restliche Strecke bis La Paz war nicht weit und so kamen wir mitten im größten Verkehrsgewühl an. Zum Glück haben wir die Touristen-Info schnell gefunden, denn sie liegt sehr zentral, und dort einen Stadtplan erhalten. Unser Ziel war die Werkstatt von Ernesto, einem Schweizer, der in La Paz eine VW-Vertretung hat und in Traveller-Kreisen bekannt ist, weil man bei ihm sein Fahrzeug selbst! reparieren darf und auch noch in der Werkstatt übernachten kann. Wir haben ihn dann auch schnell gefunden, die AK dort gelassen und erst einmal die Stadt erkundet. La Paz: Schön, weil in einem Talkessel gelegen, umrahmt von riesigen, schneebedeckten Bergen. Spannend, weil endlich nicht mehr europäisch, sondern ein Gewusel aus verschiedenen Kulturen. Vertraut, weil Chaos auf den Straßen und Märkten genauso wie in Indien. Erschreckend, weil eine immense Kriminalität (die erste Stadt, in der wir an jeder Straßenecke kleine Stände entdeckt haben, in denen reichlich gestohlene Waren angeboten werden: Discman, Weltempfänger, Fotoapparate, Objektive, eben alles was das Touristenherz so begehrt). Zurück bei Ernesto hat Gisbert unseren Haupttank ausgebaut, die Halterungen waren alle gebrochen, und zum Schweißen abgegeben. Außerdem hat er den Ölbadluftfilter gereinigt und eine Motorwäsche gemacht. Nach drei weiteren Tagen in La Paz ging es dann weiter.
Aus der Übernachtung wurden vier volle Tage, in denen wir viele andere Reisende kennen gelernt haben. Copacabana ist einfach der richtige Ort zum Auftanken und die Seele baumeln lassen. Die Fortsetzung gibts im Teil Südamerika II. Sylvia und Gisbert |
© Sylvia Giese und Gisbert Frech |
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Redaktion:
Klaus Gerlach
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