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Die Weltreise
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Südamerika III |
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Den vorigen Teil gibts unter Südamerika
II.
Bolivien II (Juli 2002) In privaten Mails hatten wir schon erwähnt, dass unsere Ente geflutet wurde. Es war keine zu tiefe Flussdurchfahrt oder ähnliches, sondern unser grandioses Hotel in Copacabana, das Ambassador Hotel. Dort bekamen wir einen Parkplatz zugewiesen und in der Nacht fing es an zu schneien. Als wir vormittags am Auto waren, war der Schnee geschmolzen und das Tauwasser ist vom Flachdach des Hotels über ein Abflussrohr direkt auf unsere Beifahrertür gelaufen, so richtig schön mit sattem Druck, mehr als die Türdichtungen halten konnten. Selbst in den Kontrollleuchten am Tacho war Wasser, unser Zeug unter den Vordersitzen und im Handschuhfach nass, sogar in der verschlossenen Alukiste auf der Ladefläche war alles feucht. Die Türverkleidungen waren erledigt, die Sitze fingen an zu schimmeln, der Boden unter der Ente bestand aus 10 cm tiefem Matsch und wir waren sauer. Unsere nächste Station, nach einer landschaftlich wunderschönen, aber wegen der scheiß korrupten Polizisten doch nervigen Fahrt, war Cochabamba. Die Stadt gefiel uns auf Anhieb, abgesehen von den Schwierigkeiten, eine geeignete Unterkunft mit Parkplatz zu finden. Nach langem Suchen haben wir ein Drei-Sterne-Hotel genommen. Das lag zwar eigentlich über unserem Limit, aber es war auch das bislang beste Hotel, das wir in Südamerika hatten. Die Stadt mit ihren schönen alten Gebäuden und freundlichen Menschen gefiel uns so gut, dass wir vier Tage blieben. Am Vormittag des Tages, an dem wir weiter fuhren, gab es eine große Demonstration in der Stadt. Die verlief friedlich, hat uns aber etwas überrascht, hatten wir doch gehofft, dass es bis zum Amtsantritt der frisch gewählten Regierung, Anfang August, in Bolivien ruhig bleiben würde.
Weniger Personal ist für die zahlreichen kranken Affen da. Die leiden an einer nicht diagnostizierten Durchfallerkrankung. Eine Veterinärstudentin und eine weitere Helferin betreuen sie. Auf Sylvias Angebot, bei der Versorgung der kranken Affen zu helfen, wurde erst zurückgegriffen, als wir fahren wollten und zwei der Affen im Sterben lagen. In dem Augenblick kam jedoch jede Hilfe zu spät. Wir hätten noch geeignete Medikamente gehabt, um das Elend der Affen zumindest zu verkürzen, aber es gab keine geeigneten Nadeln zur Injektion. Als wir unsere Sachen fertig gepackt hatten, waren die Affen tot, die hilflosen Helferinnen heulten und wir sind nach nur drei Tagen weitergefahren. Bei aller Kritik ist solch ein Park jedoch auch sinnvoll. Die Tiere stammen aus privater Hand (einige der Affen waren als Taschendiebe ausgebildet), aus einem Zirkus oder Zoo und sind nicht mehr in der Lage, frei zu leben. Gegen den Park gibt es seitens der Kommune Villa Tunari einigen Widerstand (an dem Standort war früher ein Jagdrevier) und Unterstützung vom Staat gibt es keine. Das ein oder andere funktioniert dort auch, etwa die Versorgung der Papageien und Schildkröten. Die Organisation insgesamt jedoch ist mit "bescheiden" nur unzureichend beschrieben.
Auch hier haben die Jesuiten um 1750 eine prächtige Kirche, diese aus Stein, erbaut. Der Ort mit seinen staubigen Straßen und überdachten Gehsteigen erinnert an eine Wildweststadt und die Leute sind freundlich. Mittags ist der Ort wie ausgestorben, Siesta. Erst am späten Nachmittag füllt sich die Plaza vor der Kirche, die Geschäfte machen auf. Montags kommen die Mennoniten, eine Religionsgemeinschaft deutschsprachiger (extremes Plattdeutsch) Weißer, die in einer 45 km entfernten Kolonie leben, zum Verkauf ihrer Produkte in den Ort. Die Frauen tragen lange Kleider und Haare, Kopftuch oder Hut, die Männer Latzhose, Hemd und Hut. Selbst die kleinsten Kinder sind schon so gekleidet. Die Mennoniten sind auf der Suche nach einem Gebiet, in dem sie unbehelligt nach ihren Regeln leben können, in dieser Gegend gelandet. Ihre Kinder gehen nicht zur Schule, werden nur in Lesen, Schreiben und Rechnen innerhalb der Gemeinde unterrichtet. Sie leben in Kolonien, vorwiegend von dem, was sie selbst produzieren. Konsumgüter, Fernsehen, Autofahren oder dergleichen gibt es dort nicht, selbst Musik zum reinen Vergnügen ist nicht erlaubt, nur Lobgesänge für Gott. Wir sind jetzt schon seit drei Tagen hier, werden aber morgen weiterfahren und sind immer noch nicht ganz sicher, wohin. Die Piste nach Corumbá/Brasilien ist etwa 400 km lang und sandig. Die parallel laufende Bahn hat sogar Plattformwagons für Fahrzeuge. Die andere Möglichkeit wäre in den Chaco/Paraguay, wobei wir nicht wissen, ob sich die politische Lage dort beruhigt hat. Die Piste dorthin soll aber nicht besser und quasi unbefahren sein. Es scheint keine Orte und Versorgungsmöglichkeiten zu geben und wie die Grenzabfertigung läuft, kann uns auch keiner sagen. Wir fahren in jedem Fall erst einmal bis Robore, 170 km weiter östlich und versuchen dort weitere Infos zu bekommen. Auf die Fahrt sind wir gespannt, denn
bald jeder rät uns von beiden Strecken ab, sie seien, wenn überhaupt,
nur mit einem 4x4 zu schaffen.
Brasilien (August 2002) Corumbá hat uns gut gefallen. Im Pantanal schön gelegen, die Leute freundlich und recht locker (Brasilien eben), ein riesiges Angebot an Waren in den Geschäften (nach Wochen in Ostbolivien irgendwie unwirklich) und Juliane haben wir zufällig auch wieder getroffen. Leider ist unsere Ente auf dem Hotelparkplatz, der 2½ Meter hoch ummauert war, aufgebrochen worden. Zwar ist nichts geklaut worden (war ja auch nichts drin), aber die Hecktüren sind seitdem arg beschädigt.
Paraguay (August 2002) Im Windschatten des englischen Trucks sind wir weiter nach Asuncion (Paraguay) und weiter Richtung Süden nach Hohenau, eine deutsche Kolonie. Dort sind wir eine Woche geblieben, da uns der Campingplatz/Campo von Ruben und Carla so gut gefallen hat und die beiden so nett waren uns einzuladen. Sie stammen von deutschen Auswanderer-Familien ab und sprechen auch noch deutsch, wie viele in Hohenau. Ruben ist Oldtimerfan, hat einen 64er Mercedes-Allrad-LKW und einen 43er Mitsubishi-Jeep. Beide Wagen fährt auch sein Sohn Alex, der aber auch einen eigenen 74er Brasilia hat, mit dem er morgens zur Schule fährt. Alex ist 12 Jahre alt und fährt, seitdem er 6 Jahre alt ist, Auto! In Hohenau stand leider auch wieder mal
Abschied auf dem Programm. Von Juliane, Adam und seiner Gruppe und, als
wir weiter fuhren, auch von Ruben, Carla und den Kindern.
(August/September 2002) Unser nächstes Fernziel war Buenos Aires und damit die letzte Station der Südamerika-Fahrt. Da die geplante Verschiffung in die USA (auch) nicht klappte, blieben wir drei Wochen in B.A., wieder bei Pater Paul. Am Ende wären wir gerne noch länger
in der Stadt geblieben. Weil uns Buenos Aires super gut gefällt, weil
wir den Abschied von Pater Paul und den anderen Leuten, die wir dort mittlerweile
kennen gelernt haben, gerne raus gezögert hätten (wer weiß,
wie lange es dauert, bis wir sie wiedersehen) und weil wir uns eine Woche
vor Abfahrt noch eine Kastenente gekauft haben und der damit anstehende
Export doch recht aufwändig war.
Rückreise nach Deutschland (September/Oktober 2002) Ende September waren wir und unsere beiden Kastenenten an Bord. Wieder mit der Repubblica di Genova ging es über Paranagua, Santoz, Rio, Dakar und Tilbury zurück nach Hamburg. Die Seereise war nicht ganz so spannend wie auf dem Hinweg. Bis auf den Kommandante und einen Seemann hatte die Mannschaft leider komplett gewechselt. Dafür hatten wir angenehme Begleitung, vier weitere Passagiere. Ingelore & Rolf, die ein Jahr mit ihrem Allrad-MAN unterwegs waren und Christine mit ihrem Sohn Lionel aus Frankreich, die ebenfalls ein Jahr lang im WoMo unterwegs waren. Jetzt sind wir wieder in Deutschland. Wann und wie es genau weitergeht, ist wieder unklar, da bei uns zuhause so ziemlich alles schief gelaufen ist, während wir weg waren. Fest steht nur, dass wir Ende März oder Anfang April in Richtung Baltikum ...... Kasachstan, Mongolei aufbrechen wollen, voraussichtlich in Begleitung einer zweiten Ente. Die Fortsetzung gibts im Teil Asien I. Viele Grüße
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© Sylvia Giese und Gisbert Frech |
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Redaktion:
Klaus Gerlach
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